Am Anfang der Beziehung scheint alles wunderbar, mehr noch, ein Partner wie aus dem Bilderbuch, die Erfüllung aller Sehnsüchte. Nach einiger Zeit zeigen sich die ersten Fluchttendenzen, dann, wenn es zu irgendwelchen Konfrontationen kommt, auch wenn diese noch lange nicht ernst oder gravierend sind. Ich erkenne die Anzeichen, ignoriere sie aber geflissentlich, zu verlockend ist der Traum, dass diese Beziehung wirklich etwas ganz Besonderes werden könnte. Außerdem tut die Zuneigung und Aufmerksamkeit nach der letzten großen Katastrophe einfach gut. Sie lädt dazu ein, die Wunden zu lecken und das angeschlagene Selbstwertgefühl wieder aufzubauen.

Sechs Jahre später sitze ich hier und schreibe diesen Text… schwanger und ziemlich desillusioniert, vielleicht sogar ziemlich pessimistisch und schwarzmalerisch, was heteronormative Beziehungen zwischen Frauen und Männern betrifft. Nur eines weiß ich sicher: So habe ich mir meine höchstwahrscheinlich letzte Schwangerschaft nicht vorgestellt. Kopfschüttelnd frage ich mich, wie ich mich wieder in so eine Situation bringen konnte. Die Beziehung, wobei das Wort allein die Situation völlig unzutreffend beschreibt, besteht nur noch aus… auf dem gleichen Grundstück wohnen, ja sogar nachts im gleichen Haus schlafen, wenn auch schon lange in getrennten Zimmern und Betten. Gemeinsame Unternehmungen – Fehlanzeige, Gespräche – Fehlanzeige, gemeinsame Vorfreude auf das Baby – Fehlanzeige, emotionale Wärme, Fürsorge, Aufmerksamkeit, Interesse… ha, wo denkt ihr hin? Ich sitze hier, schwanger mit „Partner“ und doch völlig allein.

Vor kurzem habe ich aufgegeben, aufgegeben die Beziehung am Leben zu erhalten, irgendwie retten zu wollen. Zuletzt hatte ich das Gefühl, seit mindestens drei Jahren nichts anderes zu tun, als zu versuchen, etwas Lebloses wiederzubeleben, und das ist wahnsinnig anstrengend. Jetzt, wo ich die Wiederbelebungsmaßnahmen eingestellt habe, kann ich zusehen, wie auch das letzte bisschen Verbindung stirbt, unaufhaltsam, und ich bin unendlich traurig darüber, aber so ein Trauerprozess gehört wohl dazu, wenn etwas stirbt.

Gleichzeitig versuche ich, die ganze Misere aus einer größeren Perspektive zu betrachten, wahrscheinlich um einen Sinn darin zu entdecken oder zumindest eine gute Erklärung zu finden. So viele Frauen haben mir von ihren emotional unzugänglichen Partnern erzählt, und selbst wenn sie zugänglicher sind, sind es die Frauen, die die meiste emotionale Arbeit in der Beziehung leisten. Ich denke über das Patriarchat und die emotionalen Krüppel nach, die es hervorbringt, und wenigstens das holt mich ein wenig aus meiner Trauer heraus, weil es mich wütend macht. Dann denke ich wieder über Lösungen nach und drehe mich im Kreis… Ganz auf eine heteronormative Beziehung verzichten? Ja, nicht zusammen leben? Lieber eine Beziehung mit einer Frau? Oder doch lieber mit einer Freundin oder in einer Kommune leben? Wie erkläre ich das alles meinen Kindern, welche Tipps gebe ich ihnen fürs Leben und wie bewahre ich meine Töchter vor dem gleichen Schicksal? Sind die Beziehungsängstlichen und Gleichgültigen noch zu retten? Werden sie jemals wieder sich selbst spüren, andere spüren, eine echte Bindung eingehen können?

Es ist schon spät, als ich diesen Text schreibe. Ich habe keine Antworten, nur viele Fragen und eine immer größer werdende Ratlosigkeit. Ich versuche, mich besser zu fühlen, indem ich mich mehrmals am Tag daran erinnere, dass alles noch viel schlimmer sein könnte; ich ermahne mich, dankbar zu sein für das, was mir erspart bleibt, aber warum zum Teufel scheint das nicht genug zu sein?

Frau (40), Mutter von drei Kindern