Als berufstätige Mutter in einer Welt, die von ständiger Aktivität und hohen Erwartungen geprägt ist, stehen wir vor einer großen Herausforderung: Wie können wir unsere eigenen Grenzen setzen und gleichzeitig achtsam mit uns selbst umgehen? Wie können wir den Strudel des ständigen Gebens und Funktionierens durchbrechen und unser Wohlbefinden und unsere Bedürfnisse in den Vordergrund stellen?

In diesem Blogbeitrag möchte ich aus meiner Perspektive als berufstätige Mutter über die Bedeutung der Selbstfürsorge sprechen und einige praktische Beispiele geben, wie wir sie auch in unserem Alltag umsetzen können.

Mythos Selbstlosigkeit und Mental Load

In unserer Gesellschaft wird von Müttern oft erwartet, dass sie nicht nur die körperliche, sondern auch die emotionale und mentale Arbeit für ihre Familie übernehmen. Der Mythos der Selbstaufopferung besagt, dass eine gute Mutter alles im Griff hat und die Verantwortung für den sogenannten „Mental Load“, also die psychische Belastung, alleine trägt. Dieser Mythos kann jedoch zu einer erdrückenden Last führen, die uns als Mütter auslaugt und uns daran hindert, uns selbst zu entfalten.

Ein praktisches Beispiel, wie wir uns vom Mythos der Selbstlosigkeit und der psychischen Belastung befreien können, ist die bewusste Aufteilung und Kommunikation der Aufgaben in der Familie. Es ist wichtig, dass wir nicht alle Verantwortung auf uns nehmen, sondern sie gerecht auf alle Familienmitglieder verteilen.

Angenommen, du bist berufstätig und hast zusätzlich die Verantwortung für die Organisation des Familienlebens. Anstatt alles im Kopf zu haben und alleine zu handeln, ist es wichtig, dass du die psychische Belastung mit deinem Partner oder anderen Familienmitgliedern teilst. Das bedeutet, klare Absprachen zu treffen, Aufgaben zu delegieren und Verantwortung zu teilen.

Du könntest zum Beispiel wöchentliche Familiensitzungen einführen, in denen ihr gemeinsam den Wochenplan erstellt, die anstehenden Aufgaben besprecht und diese gerecht verteilt.

Dazu gehören auch scheinbar banale Dinge, wie Arzttermine für die Kinder zu vereinbaren, Schularbeiten im Auge zu behalten oder die Sommersandalen zu kaufen. Diese „Kleinigkeiten“ summieren sich. Auf Dauer entsteht so eine nicht zu unterschätzende psychische Belastung, die du nicht alleine tragen solltest. Indem du diese psychische Belastung aktiv ansprichst und eine gemeinsame Verantwortung dafür schaffst, entlastest du dich selbst und schaffst Raum für deine eigenen Bedürfnisse und Interessen.

Es ist an der Zeit, mit dem Mythos der Selbstlosigkeit aufzuräumen. Indem wir uns gegenseitig unterstützen und Verantwortung teilen, schaffen wir eine gerechtere und ausgewogenere Dynamik in der Familie. Haben wir gemeinsam den Mut, die psychische Belastung anzusprechen, die Aufgaben gerecht zu verteilen und uns gegenseitig zu entlasten.

Grenzen setzen im Alltag

Grenzen zu setzen ist leichter gesagt als getan, vor allem in einem Umfeld, das von hohen Erwartungen und ständiger Verfügbarkeit geprägt ist. Aber es ist eine wichtige Fähigkeit, die wir entwickeln können, um unsere Selbstfürsorge zu stärken. Ein praktisches Beispiel für das Setzen von Grenzen ist der Umgang mit Technologie.

In unserer modernen Welt sind wir ständig von Smartphones, sozialen Medien und E-Mails umgeben. Oft fühlen wir uns verpflichtet, immer erreichbar zu sein und sofort auf Nachrichten zu reagieren. Dies kann jedoch zu einer ständigen Ablenkung führen und unsere Aufmerksamkeit beeinträchtigen.

Hier ist ein einfacher Schritt, den wir tun können, um Grenzen zu setzen und unsere Präsenz im Alltag zu stärken: Technologiepausen einlegen. Setze dir feste Zeiten, in denen du dein Handy bewusst ausschaltest oder in den Flugmodus wechselst. Nutze diese Zeit, um dich auf dich selbst und deine Familie zu konzentrieren, ohne von ständigen Benachrichtigungen gestört zu werden.

Durch einen bewussten Umgang mit deiner Zeit und deiner Aufmerksamkeit kannst du dir Raum schaffen, um im Moment präsent zu sein und deine Bedürfnisse zu erkennen. Du wirst feststellen, dass du mehr Klarheit und innere Ruhe gewinnst, wenn du dir bewusst Zeit für dich selbst nimmst und dich nicht von äußeren Ablenkungen überwältigen lässt.

Grenzen zu setzen ist ein kontinuierlicher Prozess, der Übung erfordert. Aber es ist ein wichtiger Schritt auf dem Weg zu mehr Selbstbestimmung und Achtsamkeit. Indem wir uns erlauben, unsere eigenen Grenzen zu respektieren und uns selbst Priorität einzuräumen, schaffen wir Raum für Wachstum, Freiheit und eine erfüllende Mutterschaft.

Prioritäten setzen und kleine Auszeiten: Umgang mit dem Faktor Zeit

Als berufstätige Mutter mit begrenzter Zeit ist es eine Herausforderung, Raum für Selbstfürsorge zu schaffen. Doch trotz Hektik und gefühltem Zeitmangel gibt es einige Tipps und Tricks, die helfen können, trotzdem Zeit für sich selbst zu finden. Neben dem Setzen von Grenzen und der Verteilung der psychischen Belastung können folgende Punkte hilfreich sein:

  1. Prioritäten setzen: Es ist wichtig, unsere Prioritäten klar zu definieren und zu erkennen, dass Selbstfürsorge genauso wichtig ist wie berufliche oder familiäre Verpflichtungen. Durch die bewusste Entscheidung, Zeit für uns selbst einzuplanen, geben wir uns die Erlaubnis, unsere eigenen Bedürfnisse ernst zu nehmen.
  2. Kleine Auszeiten nutzen: Selbstfürsorge bedeutet nicht immer stundenlange Wellnessbehandlungen oder luxuriöse Ausflüge. Oft reichen kurze Auszeiten, um neue Kraft zu tanken. Nutze zum Beispiel die Mittagspause für einen Spaziergang an der frischen Luft oder einen Moment der Stille. Schon fünf Minuten, in denen du bewusst durchatmest und deine Gedanken sammelst, können einen großen Unterschied machen.
  3. Unterstützung suchen: Mütter sollten sich nicht scheuen, um Hilfe zu bitten. Ob Kinderbetreuung oder Hilfe im Haushalt – teile die Verantwortung mit deinem Partner, deiner Familie, guten Freunden oder lagere Aufgaben aus, soweit es finanziell möglich ist. Es ist in Ordnung, sich entlasten zu lassen, um Zeit für sich selbst zu gewinnen.
  4. Ritualisiere deine Selbstfürsorge: Etabliere regelmäßige Rituale oder Gewohnheiten, die Zeit für Selbstfürsorge schaffen. Sei es ein entspannendes Bad am Abend, das Lesen eines Buches vor dem Schlafengehen oder eine Yogastunde am Morgen – finde Aktivitäten, die dir Freude bereiten und dich wieder aufladen.
  5. Baue Momente der Achtsamkeit ein: Nimm dir bewusst Momente der Achtsamkeit im Alltag, um den Moment zu genießen und deine Gedanken zur Ruhe kommen zu lassen. Ob Tee trinken, spazieren gehen oder einfach nur atmen – konzentriere dich auf das Hier und Jetzt und schaffe dir so kleine Inseln der Ruhe.

Es mag eine Herausforderung sein, Zeit für sich selbst zu finden, aber es ist möglich. Indem wir Selbstfürsorge bewusst in unseren Alltag integrieren und uns selbst wertschätzen, schaffen wir die Grundlage für ein ausgeglichenes und erfülltes Leben – als Mutter und als Mensch.

Fazit:

Als berufstätige Mütter haben wir die Kraft, unseren Alltag mit Präsenz und Achtsamkeit zu bewältigen. Indem wir Grenzen setzen, den Mythos der Selbstlosigkeit hinterfragen und bewusst mit unserer Zeit umgehen, stärken wir nicht nur uns selbst, sondern die gesamte Gesellschaft.

Indem wir diese Werte in unser Leben integrieren und nach außen tragen, können wir gemeinsam einen positiven Wandel vorantreiben.